Donnerstag, 3. Februar 2011









Auf dem Weg ins TET- Neujahr 


steht im Zeichen der Katze (einmalig haben nur die Vietnamesen) bei den Chinesen ist es das Jahr des Hasen









Sehr eigenartig kommt es einem vor, wenn plötzlich die Gehsteige leergeräumt und blankgeputzt sind. Jeder der es bis jetzt versäumt hat, der putzt noch seinen Geschäftsboden, poliert sein Motorrad oder bringt den Lack seines Autos auf Hochglanz. Aber nicht nur Gegenständliches ist vor dem Putzlappen nicht sicher, nein, jeder holt das Bestmögliche aus sich raus! Die Damen stürmen die Frisörgeschäfte und lassen sich Locken legen, den das ist hier absolut Top. Die schönen geraden Haare der Vietnamesinnen werden zu Löwenmähnen umgestylt. Sogar die Grossmütter zieren das Strassenbild mit Lockenwicklern im Haar, das zu den pludrigen Pyjamahosen.... na ja, nicht gerade Stilikonen, aber das interessiert hier niemanden. Die Männer lassen sich das Gesicht mit dem dicken Rasierpinsel einschäumen und danach wird glattrasiert. Währenddessen stehen die Damen schwatzend daneben. Im Wissen den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben, den Mann kann nichts erwidern! (und das Kriegsbeil hat über die Festtage zu ruhen, das ist eine Vorschrift!) 
Die Kinder werden in die Badewanne gesteckt um den  Schmutz des alten Jahres abzuschrubben. Der darauffolgende Tag ist garantiert Wasserfrei für sie, den sonst würde man ihnen das frische Glück des neuen Jahres wegwaschen. ( das wäre unverantwortlich).
Man nimmt das Nachtessen innerhalb seiner Familie ein, denn nicht nur alle Geschäfte haben geschlossen, sondern auch alle Restaurants.
Ich wurde von unseren Kollegen spontan zum Essen eingeladen, mit anschliessendem Besuch des Feuerwerkes.

Zum grossen Glück gibt es hier die Strassenverkäufer, so konnte ich noch einen schönen Rosenstrauss erstehen um nicht mit leeren Händen da zu stehen.

Kaum bei ihnen angekommen musste ich den wunderschönen Pfirsichblütenbaum bewundern. Ein absoluter Traum. Habe viele gesehen, aber der ist schon alt und hat einen dicken Stamm, Bonsaiähnlich. Wichtig sind die Blüten und vorallem die Knospen. (Symbolisiert die Erneuerung und bringt Glück im neuen Jahr).
Der Herr des Hauses meinte, der hätte ihm gerade ein schönes Loch ins Budget gerissen. 
Vor dem Essen wurde den Küchengöttern  Opfergaben auf den Altar gelegt und Räucherstäbchen angezündet. Dazu wurde gebetet. 
Das machen sie zweimal im Monat, im Rhythmus des Mondkalenders.
Danach gabs ein unkompliziertes Essen. Eine Po (Suppe) mit Poulet und Shrimps. Sie hatte einen Sud auf dem Herd dem wurden lange, weisse (sie sagt es wären keine Reisnudeln?) Nudeln beigefügt, welche mich an unsere Nylonschnüre erinnerten. Sie liessen sich nur mit einer Schere zerkleinern, man konnte sie nicht brechen. Aus dem Kühlschrank wurde ein gekochtes, ganzes Huhn geholt und davon mit der Schere einige Stücke weggeschnitten. Diese zerkleinert und der Suppe beigefügt. Schmeckte gut, leider habe ich meiner Suppe etwas viel Chilisauce beigemischt und kam beim Essen ganz schön ins Schwitzen! Zur Suppe gabs eine Trendwurst. Sie wird aus Schweinefleisch hergestellt und gespickt mit Schweineöhrchen. Das knackt so schön beim Kauen. Sie schmeckt mir nicht speziell, aber weil ich nicht ganz ehrlich war 
(während TET sollte nicht geschummelt werden) musste ich mir noch einige Stücke davon einverleiben. 
Nach dem Essen zeigten sie mir den grossen Altar. Dieser steht im obersten Stockwerk ihres Hauses. Er ist sehr gross, imposant und vollgepackt mit allerlei. Darauf findet man Früchte, Milch, Zigaretten, Papiergeld und vieles mehr. Die Nahrungsmittel werden nach einigen Stunden wieder weggenommen und verwendet. Man gibt sie zuerst den Göttern als Gaben ins Jenseits und nimmt sie danach gesegnet zurück. Es werden Geldscheine( keine Echten) für die verstorbenen der Familie verbrannt. Es dreht sich vieles um die Ahnen. Allgemein spielen die Wurzeln der Familie eine grosse Rolle.

Mittlerweile ist es 22.00 Uhr, wir brechen auf zum Hoan Kiem Lake den da gibt es pünktlich zum Jahreswechsel ein grosses Feuerwerk.
Überall pilgern Menschen, erwartungsvoll,  Richtung See. 
Damit wir auch wirklich etwas sehen konnten, und ihr Mann von 
Beruf Fotograf , für die Presse Bilder machen musste, entschieden 
sie Eintritt für einen Logenplatz zu bezahlen. Die Restaurantterrasse bot freie Sicht über See und Himmel. Das freute auch ihren kleinen Sohn, der sonst wohl nicht so viel vom Ganzen mitbekommen hätte. 
Mit Spannung wurde das neue Jahr erwartet.... kurz vor Mitternacht schaut jeder auf sein Handy, Wein zum Anstossen wurde an den Tischen verteilt ... und dann erste Knaller als
Auftakt zu einem gigantischen, fast nicht endend wollendem Feuerwerk.



Danach wurde angestossen und an die Kinder die heissbegehrten roten Kuverts, gefüllt mit Geld, verteilt. Ein solches Programm ist anstrengend und macht nicht nur Kinder müde. Aufbruch mit Ziel Bett. Auf dem Heimweg kaufte ich dem Kleinen noch einen Ballon und den Grossen wurden überall Glückssymbole zum Kauf angeboten.






Abgesehen von den religiösen Ritualen, nicht so anders als bei uns. Aber gerade diese Verbundenheit mit ihrer Religion, in der die Ahnen eine zentrale Rolle spielen, berührte mich. Vieles ist Aberglaube, aber sehr intensiv gelebt von Alt und Jung. 
Ich hoffe, dass sie sich das noch lange bewahren können.

                                                           - Chúc Mung Nam Moi-
                                                                     Happy New Year
                                              






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